Freitag, 20. Mai 2016

Die Musikerpolizei (Teil 1)

Was ist das eigentlich? Die Musikerpolizei?

Würde man sich manchmal wünschen, das es eine Art Polizei gibt, die Musiker von der Bühne prügelt, weil sie dort gerade ihre Instrumente auf eine Weise bearbeiten, die einer Vergewaltigung des Publikums nicht unähnlich ist. Hat dies jedoch leider nichts mit dem Wort Musikerpolizei zu tun!

Als Musikerpolizei betitelt man Menschen, die bei Konzerten immer irgendwo am Rand, in der Nähe des Mischpultes oder ganz hinten an der Wand des jeweiligen Veranstalltungsortes stehen.
Dabei haben sie meistens die Arme verschränkt, kauen lässig ein Kaugummi, schlürfen gelangweilt an ihrem Bier und werden nicht Müde, ihrem Nachbarn ständig ins Ohr zu brüllen, wie scheisse der Drummer, der Gitarrist, der Sänger oder der Bassist der momentanen Kombo ist, die sich da oben auf der Bühne gerade die Finger blutig spielen.
Eigentlich sind sie auch nur wegen einer der anderen Bands hier, die entweder bereits gespielt haben oder noch spielen werden.
Sollte die Band dort oben auf der Bühne tatsächlich "schlecht" sein... also tatsächlich noch nicht so viel Erfahrung haben, noch nicht so lange zusammen spielen, oder tatsächlich aus 11 bis 17 Jährigen Anfängern bestehen, deren musikalisches Können nicht über die typischen drei Akkorde Amoll, Edur und Dmoll hinausreicht, deren Sänger sich noch nicht sicher ist, ob er nun wie Brian Johnson oder Bruce Dickinson klingen möchte und dabei vergessen hat, dass ein Stimmbruch seltsame Töne erzeugen kann, dann hat die Band da oben sowas von verloren, dass die Musikerpolizei sogar kleine Grüppchen bildet, die sich dann bei jedem misslungenem Ton gegenseitig lächelnd zunicken und dann kopfschüttelnd an ihrem Bierchen nippen.

Das schlimmste was einem Musikerpolizisten passieren kann ist es, wenn einer seiner tanzenden und jubelnden Bekannter aus der Menge vor der Bühne auf ihn zu stürmt, ihn lallend umarmt und dabei mit der Alkoholfahne winkend laut brüllend "MAN SIND DIE GEIL" von sich gibt!
Denn ab diesem Moment wird er von seinen Musikerpolizistenkollegen argwöhnisch beobachtet und WEHE... er fängt irgendwann auch nur im Ansatz an, sich im Takt der Musik zu bewegen oder mit dem Fuß im Rythmus der Musik zu zucken...
Ein echter Musikerpolizist macht das nicht! Niemals! Und ist die Party auch noch so geil!
Im Gegenteil, ein richtiger Musikerpolizist fängt jetzt an seinem Bekanntem zu erklären, warum die Band da oben auf der Bühne so scheisse ist, das es besser wäre die Party jetzt zu beenden.
Dabei interessiert es ihn auch nicht das sein Bekannter die ganze Zeit weiter tanzt, ihm das Bier über die Hose kippt, ihm ständig umarmen und zum mittanzen auffordern will. Seine einzige Antwort darauf ist ein mitleidiges Lächeln und die Worte: "Hast gehört? Der Ton war schon wieder daneben!"
Diese Prozedur dauert so lange an, bis der Bekannte entweder lachend oder Kopfschüttelnd wieder in der tanzenden Menge verschwindet... oder er weinend zusammen bricht, weil er verstanden hat, dass es nichts schlimmeres auf der Welt gibt, als diese eine Band da oben auf der Bühne, die sich gerade den Arsch abspielt und 500 Leute gut unterhält.... bis auf die 10 Musikerpolizisten da hinten an der Wand...
Und diese 10 Musikerpolizisten können nicht falsch liegen... Sie haben das Wissen um gute Musik für sich gepachtet! Ihre Meinung ist die Einzige die zählt und wer das nicht einsieht... ist nur ein normaler Mensch!

Neun von zehn Musikerpolizisten sind selbst Musiker.
Man erkennt meistens daran, worüber sie nun genau herziehen, welches Instrument sie in ihrer Band spielen.
Dabei ist auffällig, das es kaum Bassisten unter der Musikerpolizei gibt!
Bassisten eignen sich viel besser als Partyluder, die hüpfend, jubelnd, moschend und tanzend irgendwo in der Menge vor der Bühne rumwedeln.
Die Schlagzeuger unter den Musikerpolizisten erkennt man meistens daran, dass sie zwar ebenfalls mit verschränkten Armen da stehen, aber meistens haben sie dabei dann so zwei bis drei Mädels um sich herum, die ihren Lästereien kichernd zustimmen, während sie nach jedem dritten Drumfill erstmal erklären müssen, warum man nun das dritte Tom besser nicht gespielt hätte und das die Becken von <setze hier einen anderen Hersteller ein als der, der gerade vom aktuellem Drummer benutzt wird> ja wesentlich besser klingen!
Sänger und Gitarristen unter den Musikerpolizisten sind Rudeltiere. Sie finden sich.. egal wie... egal wo!
Ein Guter Sänger-Musikerpolizist ist sich auch nicht zu schade, beim dritten Refrain eines Liedes, mitzusingen, NUR um den Kollegen, die ihm lauschen, zu beweisen, wie man es richtig machen sollte! Je höher hier der Bierpegel des Musikerpolizisten, desto besser klingt das ganze dann auch!
Die Gitarristen unter den Musikerpolizisten sind eigentlich die Stillsten. Sie reden kaum etwas, nicken den anderen Kollegen jedoch oft zustimmend zu, lächeln dabei als ob sie wirklich bei dem Lärm die Worte des anderen verstanden hätten und geben brav High Five, wenn der Sänger aus der eigenen Band irgendetwas von sich gegeben hat, das sie eh bei dem Lärm im Saal niemals hätten hören können!

ABER

Von 10 Musikerpolizisten, die selbst Musiker sind...
  • sind 5 wirklich gut auf ihrem Instrument! Allerdings kommen sie nie über 3 Auftritte im Jahr.
  • 3 wissen wie man ihr Instrument spielt und haben schonmal ein Demo aufgenommen.
  • 2 spielen tatsächlich auch in einer Band... jedes zweite Wochenende im Bunker an der Ecke...

Von 10 Musikerpolizisten, die selbst Musiker sind...
  • hören 6 am liebsten progressive Musik, kennen Bands wie Dream Theater oder Klaus Doldinger.
  • finden 2, dass Techno eigentlich gar nicht so schlimm ist...
  • Einer glaubt wirklich, dass man ohne Notenkenntnisse kein Musiker sein dürfte
  • und der Letzte ist sich sicher, dass Elvis der Einzige echte RocknRoller war!

Ihr glaubt mir nicht?
Nun, dann schaut euch beim nächsten Konzert mal im Saal um und beobachten die Leute die am Rand stehen, stellt euch unauffällig dazu und lauscht den Weisheiten, die dort so von sich gegeben werden, aber macht bloß nicht den Fehler eine Augenbraue zu heben, denn dann habt ihr nur zwei Möglichkeiten... Entweder ihr verschwindet ganz schnell wieder in der feiernden Menge... oder ihr dürft euch die nächsten zwei Stunden anhören, warum D`Addario Saiten schlechter als Ernie Ball sind, warum Yamaha Keyboards seit den 80ern out sind oder weshalb man lieber einen SchissMoll, statt einen KackDur verwenden sollte!

Und beim nächsten Mal reden wir über die Musikerpolizei in den sozialen Netzwerken ;)

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